Artikel aus dem Maßstab 2019...
Ein Stahlgigant im Maßstab 1zu87
Sie ist die größte transportable 5er-Looping-Achterbahn der Welt, 900t schwer und feierte 1989 Weltpremiere auf dem Oktoberfest in München: Der Olympia Looping der Schaustellerfamilie Barth aus Euskirchen.
In mehr als zwei Jahren Entwicklungs- und Bauzeit haben wir, fünf Kirmes-Modellbauer, es in Teamarbeit geschafft, diese einzigartige Bahn im Maßstab 1/87 um zu setzen. Dabei hat jeder mit seinem Spezialwissen und seinen Kenntnissen dazu beigetragen, dieses Projekt Wirklichkeit werden zu lassen. Schon lange war es ein Traum von mir, solch ein Modell im Spielbetrieb auf der Kirmes stehen zu haben. Ein erstes Modell, bei dem der Looping im Aufbau dargestellt wurde, existiert bereits seit 2014. Zum damaligen Zeitpunkt standen mir jedoch keine Pläne der Anlage zur Verfügung.
Kirmesmodellbauer Christian Dost aus Münster sprach mich Ende 2017 an, ob wir nicht den Olympia Looping zusammen bauen wollen. Er hatte sich über einen längeren Zeitraum mit einem CAD-Programm beschäftigt und war der Meinung, dass er in der Lage wäre, diesen Looping zu zeichnen, so dass er im 3D-Druckverfahren produziert werden kann. Ich war noch ein wenig skeptisch, schließlich hatte es bis dato niemand für möglich gehalten, diese Anlage maßstabsgetreu umzusetzen. Um weitere wichtige Informationen zu bekommen, fragte ich einen sehr guten Bekannten von mir, der schon viele Achterbahnen in den unterschiedlichsten Maßstäben gebaut hatte, ob die Möglichkeit bestünde, Pläne und wichtige Dokumente über den Olympia Looping zu bekommen. Nachdem er sein Archiv ein wenig durchforstet hatte, fand er einige wichtige Zeichnungen und sogar eine Doktorarbeit über den Olympia Looping. Beides sollte uns erheblich weiter helfen. Mit diesen Unterlagen, tausenden von Bildern, die ich in den vergangenen Jahren bei diversen Kirmesveranstaltungen geschossen hatte und dem Wissen, wie dieses Anlage auf- und abgebaut wird, konnten wir richtig los legen.
Nachdem die ersten Zeichnungen fertig waren, holten wir uns Dennis Lux von Model-Rides dazu. Er ist Spezialist für den 3D-Druck-Bereich und hat uns in vielerlei Hinsicht beraten und nützliche Tipps in der Konstruktion gegeben. Die Firma Model-Rides hat später den gesamten 3D-Druck der zwei Anlagen durchgeführt. Für uns war es wichtig, die Zeichnungen eines solchen Projektes in Hände zu geben, denen man absoluten vertrauen kann. Der Druck jeder Anlage hat knapp vier Wochen gedauert.
Ein weiterer Spezialist war und ist Stephan Krause von Krause-Modellbau. Im Gegensatz zu Christians sollte mein Olympia Looping mit Beleuchtung ausgestattet werden und dafür kam nur Krause-Modellbau in Frage. Es wurden fast 1000 RGB LEDs alleine nur an den 5 Loopings verbaut, was eine ganz besondere Herausforderung war. Es wurden extra Montagestelle konstruiert, in denen die Loopings abgelegt wurden, damit die einzelen RGBs alle verlötet werden konnten. Zu den Loopings kamen natürlich auch die Schriften mit Scheinwerfern auf den Loopings, das große Portalschild mit den fünf Ringen an den beiden höchsten Punkten der Anlage, Kasse, Bahnhofsbereich und die gesamte Front. Überall wurden Scheinwerfer und Lichtleisten positioniert, die die Anlage im Dunkeln hell erstrahlen lässt. Die Bauzeit alleine für die Elektronik wie den Loopings betrug fast drei Monate.
Zu einer solchen Anlage gehört natürlich, wie auch im Original, ein gigantischer Fuhrpark. Der Olympia Looping wird auf knapp 50 Containern und Spezialtrailern verladen und transportiert. Ebenso gehört zum Wagenpark der 200t Kran DEMAG AC 300. Schon während der Zeichnungsphase hatte ich den Kontakt zu Lars Ebenhoch von Kirmesmodellbau-Ebenhoch hergestellt. Der noch relativ neue Kleinserienhersteller war von der Idee, den gesamten Fuhrpark des Schausteller Barth ins Programm zu nehmen, sehr begeistert. In den folgenden Monaten entstanden so sämtliche Transportcontainer, Trailer, Mannschaftswagen sowie auch die Wohnwagen der Familie Barth. Ebenfalls wurden die Fahrer- sowie Krankabine für den Kibri Bausatz des DEMAG Kran angepasst bzw. neu gefräst. Alle Bausätze sind mittlerweile im Onlineshop zu bekommen.
Anfang März 2019 kamen dann die ersten gedruckten Teile. Die Sohle meines Olympia Loopings wurden aus Kunststoff in dre Teilen gefräst, die Sohle von Christians Anlage aus Metall gelasert. Die Grundfläche beträgt 105x45cm. Die Entscheidung für die Metallsohle fiel, da sein Olympia Looping auf wechselnden Anlagen platziert werden sollte. Da bei mir jedoch das Licht verbaut wurde, stand diese Variante nicht zur Auswahl.
Stück für Stück wurde jeder Bock und jede Schiene gereinigt, geschliffen, zusammengesetzt, lackiert und dann in die Anlage eingebaut. Mehr als 180 Schienen, von denen keine der anderen gleicht, wurden verbaut. Der Anlagenaufbau musste genauso wie beim Original erfolgen.
Nach mehr als zwei Jahren Bauzeit und einer tollen Zusammenarbeit der einzelnen Unternehmen und Modellbauer, hatten zur 20. Circus & Kirmes Modellbau Ausstellung 2019 in Oer-Erkenschwick beide Achterbahnen Premiere und die Besucher waren voll auf begeistert, von solchen Modellen in 1zu87. Schließlich sind solche Modelle keine Bausätze, die man im Fachhandel erwerben kann.